Der lang ersehnte Umbau des Rathauses kann nun Dank der Fördergelder des Landes Hessen beginnen. Nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sehnen den Umbau Richtung Barrierefreiheit herbei. Ein barrierearmes Rathaus sollte heutzutage Normalität sein.
Übergabe vor der Gemeindeverwaltung: Hessens Sozialministerin Heike Hofmann übergibt Wehretals Bürgermeister Timo Friedrich den Förderbescheid über 326 000 Euro. Die heimischen Landtagsabgeordneten Karina Fissmann (SPD) und Felix Martin (Bündnis 90/Die Grünen) sind dabei. Foto: Emily Hartmann
Werra Rundaschau vom 14. August 2024:
Reichensachsen – Wer in Wehretal einen neuen Ausweis benötigt, sich über Baupläne informieren will oder gar im Trauzimmer die Ehe schließen möchte, der muss entweder gut zu Fuß sein oder Hilfe in Anspruch nehmen. Denn trotz erster Maßnahmen ist das Rathaus an der Landstraße in Reichensachsen aktuell nicht barrierefrei begehbar. Zum Haupteingang führt eine steile Treppe; die Büros und das Sitzungszimmer in den oberen Etagen bleiben beispielsweise für Besucher im Rollstuhl oder mit Rollator unerreichbar.
Allerdings nicht mehr lange: Mit der Übergabe eines Förderbescheides in Höhe von rund 326 000 Euro startet der behindertengerechte Umbau der Wehretaler Gemeindeverwaltung. „Dank dieser Summe wird es nun möglich, einen Außenfahrstuhl zu installieren, mit dem die insgesamt drei Etagen des Rathauses erschlossen werden“, sagt Wehretals Bürgermeister Timo Friedrich glücklich.
Hessens Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) übergab den Bescheid am Dienstagmittag ganz offiziell in der Wehretaler Gemeindeverwaltung.
„Durch den Abbau von Barrieren schaffen wir nicht nur eine Infrastruktur, sondern auch eine Gemeinde, die alle ihre Bürger gleichberechtigt willkommen heißt und ihnen gleichwertige Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht“, sagte Heike Hofmann. „Die Umsetzung der Maßnahmen wird nicht nur das tägliche Leben vieler Menschen erleichtern, sondern sendet auch ein starkes Signal: Inklusion und Barrierefreiheit sind zentrale Elemente einer modernen und gerechten Gesellschaft.“
Die nun vom Hessischen Ministerium für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales bewilligte Summe entspricht etwa 85 Prozent der förderfähigen Kosten. Rund 90 000 Euro muss die Gemeinde jetzt noch zum Bauprojekt beisteuern; insgesamt wird der Umbau also rund 416 000 Euro kosten.
Die Gemeindeverwaltung hat bereits alle nötigen Unterlagen vorbereitet, „sodass wir jetzt zügig in die Ausschreibungsphase gehen werden“, erläutert Timo Friedrich. Maßgeblich für die reibungslose Organisation des Projektes verantwortlich zeichnet Julia Benseler als Sachbearbeiterin der Gemeinde im Bauamt.
Das Anwesen an der Landstraße war ursprünglich das Reichensächser Schulgebäude. Nach einiger Zeit des Leerstandes zog im Jahr 2011 die Gemeindeverwaltung ein. Die Umbauarbeiten wurden damals „für kleines Geld“ erledigt, weiß Timo Friedrich – Barrierearmut beziehungsweise -freiheit blieben bislang eher Wunschdenken als Realität.
Ein Beispiel: Zwar ist das WC in der unteren Etage im Jahr 2011 barrierefrei ausgebaut worden – durch Außen- und Innentreppen aber quasi nicht zugänglich. Die Pläne für die mögliche Umgestaltung scheiterten bislang an der Finanzierung.
Dank der Förderrichtlinie ist die Installation des Außenfahrstuhls nun endlich umsetzbar – aber: „Der Weg dorthin war für die Kommune und das Planungsbüro nicht sehr leicht“, gab Timo Friedrich der Sozialministerin mit auf dem Weg. Bürokratische Hürden hätten den Ablauf des Projektes verzögert.